Ultras


Die Ultrá Bewegung

Der Name schallt in den Ohren, bekannt aus Nachrichten, Boulevardmagazinen und den fachgesimpelten Gesprächen über Fußball. Die Ultrás sind ein modernes Phänomen mit Tradition und aus dem heutigen Fußball kaum mehr weg zu denken. Die einen fürchten sie, andere begegnen ihnen mit einer unwissenden Gleichgültigkeit und der Rest hat wahre Bewunderung für diese Bewegung übrig, in der Loyalität und Treue noch ganz groß geschrieben werden. Ursprung dieser Organistation liegt im Italien der fünfziger Jahre, als Fußball in der Region bereits einen hohen Stellenwert genoss. Das Fan Dasein sollte eine neue Stufe erreichen, die Liebe zum Verein war mehr als nur die Frage nach dem Geschmack. Lebensgefühl und Familie des Vereins, das sind die Ultrás.

Darüber hinaus – Die Anfänge einer Szene

Die ersten Tage des Ultrá Daseins sind so verständlich und klar zu sehen, voller Natürlichkeit, dass die Frage nach der Motivation schnell geklärt sein dürfte. Fußball interessierte Fans wollten einen Schritt weitergehen und sich organisieren, eine Idee, die noch heute jedesmals ausgeführt wird, sobald genug Interessierte zu einem bestimmten Thema einander treffen.
So auch geschehen in den fünfziger Jahren im schönen Italien. Der Name der Ultrás kam schnell auf, vergeben von einer Zeitung, und beschrieb das Verhalten der neuen Fußball Fans, die sich fanatisch über Spielergebnisse aufregten oder eben freuten. Der Begriff selbst kommt aus der lateinischen Sprache und bezeichnet so etwas wie ein Jenseits, also über etwas hinaus gehend. Bereits früh benutzte die Presse dieses Wort, um nach ihrer Meinung auszudrücken, wie sich das neue Fan Dasein gestaltete.

Das frühe Bild der Ultrás war bestimmt von Schals, Trommeln und Feuerwerken, die zum Spiel mitgenommen wurden. Die Anfeuerung und Ehrung der eigenen Mannschaft war das erklärte Ziel. Gleichzeitig wuchsen die Fans der Ultrás aber auch zu einer loyalen Gemeinschaft heran. Wer Fan der Mannschaft war, der gehörte zur Familie. Schließlich wurden auch Treffen und Auswährtsfahrten organisiert, um eine starke Gruppe bilden zu können. Bald darauf entwickelten sich auch Ultrá Organisationen in ganz Europa, vorwiegend jedoch in hunderten von italienischen Ortschaften und Städten.

Das Anglitz der Ultrás

Mit der Zeit wurden Ultrás zu einem festen Bestandteil des Fußballs. Die Stadien erbebten von der neuen Fan Kultur. Fahnen und Kleidungen des eigenen Vereins wandelten die Zuschauerränge in Meere aus Farben, passend zum jeweiligen Team. Megaphone oder elektrische Verstärker wurden für Ansagen und Anfeuerungen genutzt, während im Rythmus schwerfälliger Trommeln Fangesänge angestimmt wurden. Aber auch Konfettiregen und bengalische Feuer werden bis heute genutzt, um die eigene Mannschaft anzufeuern. Besonderheiten sind aber auch ganze Stadionchoreographien, bei denen Ultrás zum Beispiel mit verschiedenen farbigen Zetteln, die an alle Fans vor dem Stadion verteilt werden, ein riesigen Emblem ihres Teams darstellen.

Noch vor den Konflikten mit Ultrá Gruppierungen anderer Vereine, stehen die internen Dispute oft an der Tagesordnung. Auch wenn Vereinsführung, Mannschaft und Fans eigentlich der selben Sache angehören, stimmen die Meinungen der verschiedenen Abteilungen nicht immer überein. Besonders häufig werden dabei finanzielle Entscheidungen von den Ultrás missbilligt, die der Verein aber, bedingt durch wirtschaftliche Verhältnisse, treffen muss. Solche Entscheidungen harmonieren zumeist aber nicht mit den Vorstellungen der hartgesottenen Fans. Für die Ultrás stehen Mannschaft und Fangefüge im Vordergrund, während die Vereinsführung über Bilanzen, Saldo und Haben brüten muss.
Konfliktpotenzial

Trotz der eigentlich friedlichen Idee, die hinter den Gruppierungen der Ultrás stehen, kommt es häufig zu Konflikten unter Anwendung von aggessiver Gewalt. Besonders langjährige Fehden zwischen regional verfeindeten Gruppen, sorgen für viel Konfliktpotenzial beim Aufeinandertreffen der Mannschaften. Gewalttätige Auseinandersetzungen sind dabei keine Einzelfälle. Hinzu kommen Diebstähle von gegnerischen Fanutensilien.
Auch mit den Gesetzeshütern, aus Polizei und Stadionordnung, gibt es immer wieder schwerwiegende Konflikte. Doch die Grenzen solcher Auseinandersetzungen sind nicht immer ganz klar zu ziehen, da auch die Polizei von Zeit zu Zeit sehr aggressiv gegen die Ultrás vorgeht. Dazu kommen die Mischverhältnisse, denn unter den gesamten Fans in einem Stadion, befindet sich auch ein großer Teil von normalen Zuschauern, die aber im Zweifelsfall, und vor allem im ersten Augenblick, kaum auseinander zu halten sind.

Dennoch ist es vielen Ultrás sehr wichtig, sich klar von Hooligans abzugrenzen. Denn für die Ultrás steht klar der Fußball im Vordergrund, während Hooligans den Sport nur als Plattform benutzen. Die aufgeheizten Stimmungen in und vor den Stadien haben sich zumeist auch über Jahre hinweg hochgeschaukelt, abhängig von einer Vielzahl von Faktoren, die ein Außenstehender nur schwer im Überblick halten kann.

Die modernen Ultrás

Tatsächlich hat sich das Bild der Ultrás nur in ihrem Ruf und über die Größe der Mitgliederzahlen verändert, denn die Anhängerschaften machen noch immer das selbe, wie vor vielen Jahrzehnten – die Mannschaft lautstark anfeuern. Allerdings sind die heutigen Gruppierungen, bedingt durch die modernen Medien, besser untereinander venetzt und organisert. Zudem sorgen bereits seit der Anfangszeit bestimmte Kleidungsstile als Erkennungsmerkmale.

Beliebte Marken sind vor allem Umbro oder auch Everlast. Als Alternative zu jeder Marke gilt aber immer, die richtigen Vereinsfarben zu tragen, um seine Zugehörigkeit zu symbolisieren. Auch immer wieder gern genutzt sind die Fliegerjacken von Alpha Industries, einer amerikanischen Firma, die beinahe genauso alt ist wie die Ultrá Bewegungen. Weitere vielverwendete Marken, um sich der Fan Szene anzupassen, sind zum Beispiel Chevignon, Merc oder auch Derbe Hamburg.

Natürlich sind die meisten Kleidungsmarken keine reinen Ultrá Klamotten, zumal manche der Firmen älter sind, als die Ultrás selbst, aber es gibt durchaus Kleidung die größtenteils von diesen Fans getragen werden. Darüber hinaus gibt es auch Marken, die unter anderem von Ultrás getragen werden, aber auch von anderen Szenen und Bewegungen. Dazu gehören auch Londsdale, Fred Perry, Pit Bull oder Pretorian.

Häufig können die Kleidungsstile variieren, bedingt durch regionale Unterschiede. Denn längst ist Italien nicht nur mehr das einzige Land mit einer ausgeprägten Ultrá Fan Szene. Vor allem im Süden Europas ist die Leidenschaft der Anhänger um ein Vielfaches gewachsen, aber auch jedes andere Land wartet mit Ultrás auf. In Deutschland sind solche Organisationen häufig bei Mannschaften niederer Spielklassen zu erkennen, bei denen Fans und Mannschaft noch viel enger miteinander verknüpft sind als bei Vereinen mit hohen Mitgliederzahlen.